Die Entwicklung von Feinsteinzeug: Farben, Formen und Anwendungen

Die Entwicklung von Feinsteinzeug: Farben, Formen und Anwendungen

Von der Keramik zum Feinsteinzeug.

Geschichtliches

Keramik ist uralt und hochmodern zugleich. Besonders in den Mittelmeerländern beruht ihre Verwendung auf einer langen Material-, Kunst- und Farbtradition.

Ihre Ursprünge reichen weit in die Frühgeschichte zurück, als der Mensch entdeckte, dass gebrannter Ton resistenter ist als ungebrannter. Damit hatte die Geburtsstunde der Terrakotta geschlagen. Die ersten Fundstücke aus diesem Material, hauptsächlich Essgeschirr und Behältnisse für Wasser und Lebensmittel, stammen aus Vorderasien und wurden vor 18.000 Jahren hergestellt.

Mit der Erfindung der Töpferscheibe um 4.000 v. Chr. erfuhr die Produktion von Terrakottagegenständen eine Revolution. Die bisher groben, unregelmäßigen Formen, die weiterhin undekoriert bleiben, nahmen eine symmetrische und harmonische Gestalt an.

 

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Als man entdeckte, dass in Keramik geritzte Schrift länger hält als Botschaften auf Papyrus, entstand die Fliese (Tafel aus gepresster Erde), die hauptsächlich als Schriftträger diente.

Mit der Beschriftung gelangten auch die ersten Verzierungen auf die Tonware, zunächst von Hand aufgemalt und später mit Zylindern aus Calcit, Marmor oder Elfenbein, in die das Motiv eingraviert wird, aufgepresst, was der heutigen Serienproduktion bereits vorausgriff.

Im 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. begann man, Terrakottafliesen mit Farbglasuren zu verzieren. So entstanden die ersten Flächenbeläge aus glasierter Keramik, die von den alten Ägyptern zuerst in Prachtbauwerken und später als Gestaltungselemente in Privatwohnungen verwendet wurden.

Mit dem aufkommenden Islam kamen keramische Dekorbeläge von Vorderasien aus nach Europa (man denke nur an die Azulejos auf der iberischen Halbinsel und die Majoliken in Italien).

In der Renaissance erfuhr die iberische Dekorkunst durch den Handel den Einfluss der italienischen Dekorkunst, so dass die arabischen Wiederholungsmotive großen dekorativen Platten mit imposanten Einzeldarstellungen wichen.

Die ästhetischen Eigenschaften von Keramik gewannen zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem Jugendstil wieder an Bedeutung. Man denke nur an die Arbeiten von Hector Guimard oder an den katalanischen Modernismus von Antoni Gaudí. In jenen Jahren verbreiteten sich Fliesen, mit weich geschwungenen floralen Motiven und weiblichen Figuren dekoriert, in ganz Europa.

Die Weltausstellung von 1900 in Paris gab den Auftakt für ein großartiges Comeback. In den darauffolgenden Jahren eroberte sich die kleinformatige Jugendstilfliese für den Boden- und Wandbelag einen festen Platz im Bauwesen und fand sie breite Verwendung für Balkons, Krankenhäuser, Kasernen etc.

Unter Mussolini, also im Zeitraum von den 20er bis zu den 40er Jahren, entstanden die meisten Keramikfabriken Italiens in der Gegend von Modena, und zwar vorrangig am Standort Sassuolo (es gab viele Tonvorkommen in diesem Gebiet), der etliche Jahre weltweit die Spitzenposition in puncto Produktionsmengen einnehmen sollte.

Nach dem zweiten Weltkrieg konnte sich die Keramikbranche endgültig etablieren. Der Bauboom in den Jahren des Wiederaufbaus führte zu einer verstärkten Nachfrage nach Boden- und Wandbelägen vor allem in der Bestandssanierung.

In den sechziger Jahren fiel die Keramikindustrie aufgrund der Geldinflation erstmals in die Rezession. Die Unternehmen reagierten auf die Krise mit einem verstärkten Export und neuen Produktionsverfahren, so dass sie zumindest teilweise bestehen bleiben konnten. In jenen Jahren entstand die Einbrandfliese (bisher wurde die Fliese zweimal gebrannt, zuerst der Scherben und dann der glasierte Scherben), die aufgrund ihrer höheren Verschleißfestigkeit große Absatzerfolge erzielte.

 

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Die Fabrik von Floor Gres in einer historischen Aufnahme (Fiorano Modenese, Modena)

Mit dem Wachstum der wettbewerbsfähigeren spanischen Keramikbranche erfuhr die italienische Keramikindustrie in den achtziger Jahren eine zweite Krise, die dank einem weiteren Innovationsschub gemeistert wurde: Die Ära des Feinsteinzeugs war angebrochen.

Feinsteinzeug

Feinsteinzeug besteht aus einem Gemisch von feingemahlenen Tonen, Kaolinen, Sanden, Feldspaten und Farbpigmenten, das gepresst und anschließend bei extrem hohen Temperaturen bis zur Sinterung gebrannt wird. Seine kompakte Beschaffenheit und seine Zusammensetzung machen es zu einem exzellenten Baumaterial. Seine optische Qualität und vielseitige Einsetzbarkeit hingegen machen es zu einem Designprodukt, das jahrtausendealte Keramiktradition mit technologischer Innovation auf einen Nenner bringt.

Innovation seit 2008

In den Jahren der Wirtschaftskrise, die 2008 in Italien ausbrach, erfuhr die Keramikindustrie (und damit das Feinsteinzeug) erneut eine rückläufige Entwicklung, die, wie bereits in der Vergangenheit, zu Neuerungen in der Produktion anspornte. Das führte zu neuen Maschinen für das Pressen, Brennen und Bedrucken von Platten, die nun die Herstellung eines Produkts mit einem einzigartigen Design und im Großformat ermöglichen. Vom Kleinformat bis hin zu den großformatigen Platten (80×80 cm bis hin zu 160×320 cm) vereint Feinsteinzeug heute geringes Gewicht mit einer ansprechenden Optik bei gleichbleibend unveränderten Leistungsmerkmalen.

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Großformatige Platten 160×320 cm der Marken von Florim

Die Oberflächen

Dank moderner Fertigungstechniken und digitaler Dekorationsverfahren konnte die Fliese mit besonderen Haptiken und Oberflächen neu erfunden werden. Eine Platte in Marmoroptik kann beispielsweise die glatte Oberfläche der Materialvorlage naturnah wiedergeben, indem Untergrundrelief und Druckbild aufeinander abgestimmt werden. Eine Platte in Holzoptik greift Aststellen und Maserungen des Originals auf. Zwei Fliesen in der gleichen Materialoptik eignen sich überdies je nach Oberfläche (matte, smooth, reliefiert etc.) für unterschiedliche Einsatzbereiche, was die Gestaltung komplexer Projekte in einer einheitlichen Materialoptik ermöglicht.

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Prexious of Rex
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Farben und Optiken von Feinsteinzeug

Die Hinzufügung von Farbe in der keramischen Masse machen – einhergehend mit präzisen Designprogrammen und innovativen Dekorationsverfahren – das Feinsteinzeug zu einem wahren Designprodukt. Bis vor wenigen Jahrzehnten galt Keramik noch als Funktionsprodukt. Heute ist sie in einer riesigen Bandbreite von monochromen Farben, kunstvollen Dekorationen und trendigen wie klassischen Materialinspirationen erhältlich.

Da das Design der Platten vorab gestaltet wird, kann die natürliche Optik der Materialvorlage besser umgesetzt werden. Durch die Entfernung oder Betonung von Aststellen im Holz oder den Sättigungsgrad der Farben des Marmors interpretiert und vervollkommnet das Feinsteinzeug die Natur gemäß den zeitgemäßen Geschmacksvorstellungen und unter Beibehaltung der hohen Leistungsstandards von Keramik.

Die mannigfaltigen Farben, Dekorationen, Oberflächen und Formate machen Feinsteinzeug zu einem vielseitig einsetzbaren und auf die verschiedensten Gestaltungskonzepte abstimmbares Material, das mitunter zu überraschenden Anwendungslösungen inspiriert.

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CEDIT – Ceramiche d’Italia: Policroma by Cristina Celestino
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Feinsteinzeug heute

Flächenbeläge aus Feinsteinzeug sind aus dem heutigen Design nicht mehr wegzudenken. Feinsteinzeug ist ein weitverbreitetes Material für Bodenbeläge, Wandverkleidungen und Fassadenbekleidungen und bietet den Planern größte gestalterische Freiheit.

Seine einheitliche Farbigkeit, das geringe Gewicht und die Großformate erschließen ihm neue Anwendungsbereiche in der Einrichtung, beispielsweise Arbeitsplatten, Kaminverkleidungen, Türen, Bartresen, Tischplatten, Badeinrichtungen und Kopfteile von Betten. Hierbei geht das Feinsteinzeug über seine wichtigste Funktion, die Flächenbekleidung, hinaus und liefert es eine wertvolle Lösung für die Gestaltungsanforderungen im Produktdesign.

 

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Marble von Florim Stone
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